“Am besten, Sie ziehen in einen Neubau”
“Son Schiet aber auch!”/ Wie es ist, wenn Rohre verstopfen und die Toilette überläuft…
Von Cornelia Kurth (Schaumburger Zeitung)
Rinteln. In der Toilette rumpelt es und pumpelt es. Dann steigt der Wasserspiegel im Becken, immer höhe und noch höher und dann – läuft alles über. Eine trübe übel riechende Brühe steht zentimeterhoch im Bad. Rohrverstopfung!
Am schlimmsten erwischt so ein Unglück die Erdgeschossbewohner. Ist dort der Abfluss blockiert, dann quillt die Toilette auch dann über, wenn in den oberen Wohnungen jemand spült. Es stinkt! Es tropft durch Decke und und Wand in den darunterliegenden Flur. Hilfe, das Bücherboard! Zu spät.
Groß und breit rückt Wilhelm Luther an, Rintelns mächtiger Beherrscher von allen erdenklichen Abwasserproblemen. “Entweder hat da jemand was ins Klo geworfen, was da nicht reingehört, oder die Rohre sind falsch verlegt”, brummt er, schleppt die elektrische Spiralmaschine ins Haus und dazu einen segensreichen Wassersauger. Im Handumdrehen hat er das Klosett abmontiert und fasst auch gleich unerschrocken tief mit bloßer Hand in die Öffnung, um den Rohrverlauf zu prüfen. Dann wirft er die schwere Spiralmaschine an. Der Vorsatz an der langen Spirale sieht aus wie ein Zangenmaul und dreht sich tatendurstig im Kreis. Mit lautem Gepolter verschwindet der Schlauch im schwarzen Loch und gleichzeitig steigt schwerer Kloakengestank auf. Die Mieter fliehen, aber der Spezialist bleibt ungerührt. “Mann muss eine Nase dafür haben, welche Richtung das Rohr nimmt”, meint er und forscht weiter.
Offensichtlich hat er die richtige Richtung gefunden und “kommt zum Zuge”, sprich: löst die Verstopfung, denn im unteren Flur schreien die Mieter auf: Wie aus einer Gießkanne tropft es durch Decke und Wand. “Tja, die Rohre liegen fast im rechten Winkel, das ist natürlich Sch…e!” Der Inhalt der Kloschüssel prallt dann nämlich gegen die Rohrwände, wird zurückgestoßen und lagert sich zwangsläufig nach und nach in den Ecken ab. Außerdem war wohl so wenig Platz im kleinen Bad des Fachwerkhauses, dass sämtliche Rohrwindungen unter Spannung standen, dass auch noch die Dichtungen weggedrückt wurden.
Die Mieter haben also keine Schuld. Trotzdem stellt Meister Luther vorsichtshalber klar, dass Tampons, Binden und das “besch…ne” Haakle-feucht-Papier Tabu seien für die Klospülung. “Nur Schulklosetts, die halten alles aus, sogar Coladosen. Weil da nämlich städig gespült wird”, erklärt er. In Wohnhäusern aber, wo man die Spülung seltener betätigt, setzt sich schnell mal Harnstein ab, zumal in verwinkelten Rohren, so dass dann irgendwann selbst kleinste Partikel das Fass zum Überlaufen bringen. “Ich sag ja immer, die Wasserspartaste ist der letzte Mist” Der Urin wird nicht richtig verdünnt und Harnstein macht die Rohre dicht.”
So abgehärtet der Mann in Sachen Kloakenwasser ist, er zeigt doch rührendes Mitleid mit den geschädigten Bewohnern. “Am besten, Sie ziehen in einen Neubau um”, sagt er und tröstet sie damit, dass die Versicherung der Vermieter nicht ungeschoren davon kommen wird. Dem herbeigerufenen Klempner, der die Wand aufstemmen und das defekte Rohr ersetzen wird, gibt er noch nützliche Hinweise, bevor er sein Gerät zusammenpackt uznd mit einem freundlichen “Son Schiet aber auch” zum nächsten Kunden eilt.
Vielleicht muss er sogar noch mal wiederkommen. Oft ist einen Verstopfung erst mit einer zweiten Spiralmaschinenreinigung endgültig besiegt. Angenehm ist diese Vorstellung nicht, und doch tut es gut zu wissen, dass im Fall des Falles jemand zur Seite ist, der sich vor gar nichts graut.